In einer Sondersitzung wurde der Umweltausschuss am Dienstag (12.11.2024) über die neuesten Untersuchungsergebnisse im Zusammenhang mit der Hochwassersituation in Ottfingen informiert.

Einige der betroffenen Anwohner hatten sich im Zuschauerraum des Ratssaals eingefunden und folgten aufmerksam den Ausführungen von Dipl. Ing. (FH) Jörg Wieland.

Der Fachmann vom „Forschungsinstitut Wasser und Umwelt der Universität Siegen“ stellte in seinem Vortrag anschaulich die bisher gewonnen Erkenntnisse dar. Von der Gemeinde Wenden hatte das Institut den Auftrag zur Entwicklung eines Starkregen-Warnsystems mit Gefährdungsanalyse für den Bereich Wenden-Ottfingen erhalten.

Zunächst stellte Herr Dipl. Ing. Wieland die Unterschiedlichkeit der beiden Schadensereignisse vom 04.06.2021 und vom 06.05.2024 anhand der Datengrundlagen dar. Demnach kam es im Jahr 2021 für einen Zeitraum von einer Stunde zu einer Regensumme von 31 mm. Im Gegensatz dazu betrug die Regenmenge bei dem Ereignis im Jahr 2024 rund 41 mm – jedoch über einen Zeitraum von sechs Stunden.

Während die Wetterlage aus 2021 statistisch nur alle 30 Jahre vorkommt, liegt die Wetterlage aus 2024 bei einer statistischen Wiederholung von fünf bis zehn Jahren.

Trotz ihrer Unterschiedlichkeit führten beide Wetterereignisse bekanntermaßen zu Überflutungen im Bereich der Großmicke in Ottfingen.

Dies könnte auch mit der festgestellten Fließgeschwindigkeit des Großmickebachs im Zusammenhang stehen. Denn Herr Wieland machte deutlich, dass das vor Ort festgestellte Gefälle mit einem Höhenunterschied von 1,1 Metern auf einer Fließlänge von 400 Meter als „sehr flach“ zu bezeichnen ist – und untypisch für den Mittelgebirgsbereich. Allerdings wurde auch herausgestellt, dass man an diesem Problem faktisch nichts ändern könne.

Daher kommt einem geeigneten Frühwarnsystems auch eine gesteigerte Bedeutung zu.

Eine Pegel- und Regendatenerfassung durch Mikrocontroller und Regensensoren soll dafür zeitnah installiert werden. Zusammen mit einer entsprechenden Serveranbindung (WLAN/Internet) können laut Wieland bei passender Feinjustierung durch die ermittelten Gradienten verlässliche Alarmierungseinstellungen vorgenommen werden. Die durch zukünftige Messungen erfassten Daten werden erwartbar für eine weitere Justierung sorgen und die Alarmierung noch zuverlässiger machen.

Denn nichts ist laut dem Experten in diesem Zusammenhang schlimmer, als ein Warnsystem, welches mehrfach Fehlalarme produziert: „Spätestens beim fünften Fehlalarm nimmt man diesen doch nicht mehr ernst“, so Wieland.

Sollten die erfassten Daten und Parameter auf eine drohendes Hochwasserereignis hindeuten, wird an einer örtlichen Alarmierung in Form von visuellen und akustischen Signalen gearbeitet. Durch eine automatisierte E-Mail sollen jedoch auch Institutionen wie ggf. die Kreisleitstelle oder die Feuerwehrleitung schnelle Kenntnis von der drohenden Situation erhalten. Welche Meldewege genau eingerichtet werden, stehe derzeit noch nicht abschließend fest. Allerdings könnte mit diesem System bei einer drohenden Hochwasserlage den Anwohnern und den Einsatzkräften ein wichtiger Zeitvorteil verschafft und durch die Einleitung individueller Schutzmaßnahmen eventuell ein noch größerer Schaden verhindert werden.

Durch eine 2D-Auswertung soll in den nächsten 5-6 Wochen auch dargestellt werden, wo zum Beispiel entsprechende Engstellen Probleme verursachen. Auch aus dieser Untersuchung sind Erkenntnisse zu erwarten, aus denen sich mögliche – auch bauliche – Maßnahmen ableiten lassen können.

Ein wichtiges Thema, welches nicht nur die Anlieger in Ottfingen interessiert.

Denn auch in anderen Bereichen der Gemeinde kam es in der Vergangenheit zu kritischen Hochwassersituationen oder schädigenden Ereignissen. Daher dürfte das weitere Vorgehen in Ottfingen auch als Vorlage für andere Bereiche dienen. Denn nicht zuletzt auch das verheerende Hochwasserereignis in Schönau und Wenden aus dem Jahr 2007 ist bei Vielen noch in schmerzhafter Erinnerung.

Fazit: Es tut sich was! Doch die oben dargestellte (statistische) „Wiederholungsgefahr“ macht deutlich, dass wir keine Zeit zu verlieren haben. Dieser Verantwortung sind sich Politik und Verwaltung bewusst.

Dass die Bürgerinnen und Bürger eng an dem Prozess beteiligt und entsprechende Maßnahmen transparent dargestellt werden, hat oberste Priorität. Nur so können Verständnis und Akzeptanz erzeugt werden.

Ausschließlich gemeinsam werden wir die Herausforderungen meistern. Und hierüber herrscht in der politischen Landschaft der Gemeinde Wenden ausnahmsweise einmal wahrnehmbarer Konsens.