Man hätte keinen unpassenderen Namen als „Am Kartoffelfeld“ für die Erschließungsstraße im zukünftigen Wohngebiet „Obstwiese“ in Wenden an der Bergstraße (Richtung Ottfingen) finden können.
Auf der Wiesen- bzw. Weidefläche sind zumindest in den letzten acht Jahrzehnten keine Kartoffeln angebaut worden. Allenfalls vielleicht während der Hungersnot im 30jährigen Krieg. Auf dem Hanggelände haben, solange man sich erinnert, vielmehr Obstbäume gestanden, besonders Apfelbäume. Der jetzt noch vorhandene Bestand wird alsbald dem Bagger zum Opfer fallen.
Das bestätigt ein fast 80-jähriges hiesiges „Urgestein“, der Wenden bestens kennt, über deren Geschichte geschrieben hat und in der Nähe des Baugebietes „Obstwiese“ groß geworden ist.“Als kleiner Junge habe ich dort schon vor 70 Jahren Äpfel gepflückt („stibitzt“). Kartoffeln habe ich dort nicht lesen müssen, weil es dort keine gab.“
Daher spricht man ja auch logischerweise von der „Obstwiese“, sogar amtlicherseits im Bebauungsplan – und nicht vom „Bebauungsplan Kartoffelfeld“. „Auf der Obstwiese“ wäre eigentlich der passende Straßenname, der jedoch wegen möglicher Verwechselungsgefahr mit dem unmittelbar angrenzenden „Im Obstgarten“ (wie passend!) leider ausscheidet.
Jedenfalls wäre ein Straßenname, in dem zwar nicht ausdrücklich „Obst“ erscheint, aber umschrieben mit „Apfel“ zum Ausdruck kommt, zutreffender und gefälliger, als „Am Kartoffelfeld“, den die UWG ablehnt. Der Name passt einfach nicht in die Landschaft.
Apfelhof, Apfelhain oder Apfelwiese (o. ä.) lauteten unsere Vorschläge, die sich jedoch am 20. Juni 2018 im Bau- und Planungsausschuss nicht durchsetzen konnten. Der folgte mit knapper CDU-Mehrheit (4 Ja, 3 Nein, 3 Enthaltungen) der Beschlussempfehlung der Verwaltung bzw. des Bürgermeisters, die neue Straße nach dem vom Ortsvorsteher (und CDU-Ratsmitglied) eingereichten und anschließend von seinen beiden örtlichen CDU-Ratskollegen „abgesegneten“ Vorschlag „Am Kartoffelfeld“ zu benennen. Die drei übrigen Wendener Ratsmitglieder von UWG und SPD hatten sich schon vor der Ausschusssitzung dagegen ausgesprochen. Folglich gab es – entgegen anderslautenden Äußerungen – unter den örtlichen Ratsmitgliedern keine Mehrheit für den Straßennamen „Am Kartoffelfeld“!
Schade, dass es so gekommen ist. Wenn schon die Kartoffel im Straßennamen, wie wäre es dann mit einer altbekannten Kartoffelsorte wie „Zur festkochenden Sieglinde“ oder „Zum gelbfleischigen Ackersegen“? Ein Scherz!